Jahresbericht 2021
Liebe NABI – Freunde,
Corona hat auch Ghana im zweiten Jahr der Pandemie fest im Griff. Die großen Hoffnungen Anfang des Jahres auf einen verfügbaren Impfstoff ab März 2021 haben sich nicht erfüllt. Trotz hoher Impfbereitschaft liegt die Quote der vollständig gegen das Virus Geimpften erst bei 2,7 Prozent der Einwohner. Wie in ganz Afrika ist die Verfügbarkeit von Impfstoff das größte Problem.
Das Land hat sich abgeschottet. Die Grenzübergänge in die Nachbarländer Cote d’Ivoire, Burkina Faso und Togo sind gesperrt. Die Ein-/Ausreise ist nur auf dem Luftweg und unterBeachtung von strengen Corona-Auflagen möglich.
Nach den mehrmonatigen Schließungen 2020 wurden Schulen und Universitäten ab Ende Januar 2021 wieder geöffnet. Vom Ghana Education Service werden seitdem vermehrt Kontrollen bezüglich der Einhaltung der Hygieneprotokolle durchgeführt. NABI wurde sowohl im März als auch im August geprüft und es gab keine Beanstandungen. Alle Auflagen wurden umgesetzt: Fiebermessung, Tragen von Schutzmasken, Verfügbarkeit Desinfektionsmittel, Aufenthalt der Schüler*innen in den Schulräumen während des gesamten Schultages inkl. der Pausenzeiten.
Der neue NABI-Schulleiter, Elisha Babini, nimmt an den regelmäßigen Corona-Meetings des Fanteakwa-Schuldistrikts teil. Alex Dankwa, NABI Director und er halten regelmäßige Parents-Teacher-Meetings ab, um die Eltern zum Stand „Corona“ zu informieren.
Der Aufwand für NABI, Beschaffung und Kosten, ist hoch. Ein erheblicher Teil des verfügbaren Geldes muß monatlich für die gesamten Corona-Hygiene-Maßnahmen verwendet werden. Glücklicherweise kam es aber bis heute in der gesamten Einrichtung – Waisenhaus und Schule – zu keinen Covid-Infektionen.
Leider lassen sich die ohnehin auftretenden Krankheiten, insbesondere Malaria, nicht verhindern. Ghana ist nach wie vor Endemiegebiet und es gibt noch keine Impfmöglichkeit. Sowohl die Kinder als auch die MA im Waisenhaus waren wieder stark betroffen. Unsere Köchin Christiana fiel wochenlang aus.
Wie bereits im letzten Jahr haben die lokalen Behörden auch dieses Jahr Besuche im Waisenhäusern verboten. Die internationalen Jugendorganisationen konnten somit auch keine Freiwilligen entsenden. NABI fehlte dadurch eine nicht unerhebliche Einnahmequelle und – noch schwerwiegender – die Unterstützung der Jugendlichen bei der Betreuung der Waisenkinder.
Mit den vereinten Kräften aller vor Ort Tätigen war es möglich, die Einrichtung in einem weiteren, sehr schwierigen Jahr stabil zu halten. Herauszuheben sind dabei auch die Jugendlichen, die das Waisenhaus bereits in Richtung höherer Schulen oder Universität verlassen haben, in ihren Semesterferien aber zurückkamen und halfen.
Insbesondere die beiden Jungs Isaac und Ernest, die an der All Nations University in Koforidua studieren, haben auch dieses Jahr wieder ein wichtiges Projekt umgesetzt. Nachdem der Staat nichts für schwächere Schüler*innen tun kann, wurden bei NABI zwei Klassen gebildet, in denen gezielt Nachhilfeunterricht über mehrere Wochen gegeben wurde, um die Kinder wieder einigermaßen an das jeweilige Klassenniveau heranzuführen.
Auch die größeren Waisenkinder haben im Laufe des Jahres wieder fleißig mitgeholfen. Bereits im Februar wurden Casava und Kochbanen gepflanzt. Das Wässern gehört mit zu den täglichen Pflichten. Um die Kosten für Ernährung weiter zu senken, wurden Im März zunächst 30 Hühner angeschafft. Füttern und Pflege wird ebenfalls mit von den Kindern übernommen. Einen geeigneten Hühnerstall müssen wir im kommenden Jahr noch bauen.
Nach wie vor ist die Energieversorgung im Land nicht stabil. Eine Lösung ist nicht in Sicht. NABI Germany hatte deshalb den Antrag auf Förderung einer Photovoltaikanlage im Waisenhaus gestellt. Die langwierige Trägerprüfung ist zwischenzeitlich abgeschlossen und das Projekt bei der W.P. Schmitz-Stiftung, einer Organisation des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), genehmigt. Planmäßig wird im Dezember noch mit der Sanierung der Gebäudedächer begonnen und anschließend die PV-Anlage installiert. Da die Projektkosten die zugesagten Fördergelder übersteigen, muß NABI ca. 1/3 des Betrages selbst aufbringen. Möglich wurde dies durch die große zusätzliche Unterstützung des Freundeskreises München/Teneriffa.
Nachdem auch dieses Jahr keine Reise nach Ghana möglich war und wir somit die gespendete Kinderkleidung nicht mitbringen konnten, haben wir wieder, wie schon vor Weihnachten 2020, einen Extra-Geldbetrag überwiesen. Alex Dankwa wird vor Ort einkaufen und die Kinder versorgen. Zusätzlich wird es auch ein besonderes Weihnachtsessen geben.
Ghana ist in hohem Maße abhängig von der Einfuhr von Nahrungsmitteln und kann sich nicht selbst versorgen. Vor allem Grundnahrungsmittel wie Reis, Weizen und Geflügel müssen importiert werden. Die weltweiten Versorgungsengpässe wirken auch hier preistreibend. Die Inflationsrate beträgt dieses Jahr 10 Prozent. 2022 ist mit einem weiteren Anstieg der Ausgaben für die Ernährung der Kinder zu rechnen.
Dank großer zusätzlicher Unterstützung durch NABI-Freunde konnten auch dieses Jahr wieder drei Stipendien für Einzelbildungsmaßnahmen an Waisenkinder vergeben werden. Zwei Mädchen haben das Studium begonnen und für einen Jungen war es möglich, auf eine Senior High School zu wechseln. Insgesamt werden jetzt sechs Jugendliche – drei Mädchen und drei Jungs – gefördert. Wir kennen sie alle seit unserem ersten Aufenthalt bei NABI Ghana in 2013. Sie sind sehr dankbar für die Unterstützung und die Chance auf ein besseres Leben.
Wir danken allen, die NABI unterstützen und dabei helfen, den Waisenkindern Hoffnung auf eine Zukunft zu geben und wünschen Frohe Weihnachten und ein gesundes Neues Jahr 2022.
Doris und Bernhard Kolodzik