Aufenthalt Nabi Ghana Jan./Febr. 2018
Newsletter 2018 Februar
Freiwilligendienst Januar / Februar bei NABI Begoro
Ghana kennt keine Jahreszeiten, sondern nur Trocken- und Regenzeit. Wir „durften“ jetzt die Mitte der Trockenzeit fast vier Wochen lang „genießen“. Der Harmattan, ein Passatwind aus der nördlich gelegenen Sahara, dominiert und verteilt zig Milliarden Tonnen feinen Sand über das Land. Klimatechnisch sind in der Region um Begoro Tagestemperaturen bis vierzig Grad, extrem niedrige Luftfeuchtigkeit und oft bedeckter Himmel an der Tagesordnung. Reizhusten ist normal. Für die Menschen hier bedeutet es zudem Wasserknappheit.
Begleitet wurden wir diesmal für zwei Wochen vom Ehepaar Schulze aus Neubeuern b. Rosenheim. Beide engagieren sich schon seit einiger Zeit für Nabi und hatten den Wunsch, das Projekt vor Ort kennenzulernen. Die Erfahrungen im täglichen Zusammenleben mit den Kindern im Heim und in der Schule waren sehr positiv. Zukünftige Besuche werden folgen.
Im Waisenhaus bzw. der Schule gab es seit unserem letzten Besuch Ende 2016 erhebliche personelle Veränderungen. Die Zwillinge Mary und Marylin, seit Gruendung NABI vor 10 Jahren dabei, haben sich für weitere Ausbildung entschieden und das Projekt verlassen. Ein Supervisor, Mr. Theo Bitti, wurde eingestellt und wird von Mr. Addo Seth, Lehrer Klasse 2, unterstützt. Zudem gibt es eine neue Köchin, Madam Comfort und eine neue Kinderbetreuerin, Madam Abigail. Diese Vier wohnen auch im Waisenhaus.
Unterstützt wird das Team tagsüber noch durch eine Reinigungskraft, Madam Mercy. Sowohl die älteren Kinder als auch Freiwillige, die temporär im Projekt leben, sind in alle Aufgaben eingebunden.
Aktuell werden bei NABI tagsüber jetzt ca. 135 Kinder unterrichtet und versorgt. 105 davon sind externe Schüler, die mittags auch eine warme Mahlzeit erhalten. Im Projekt selbst leben 20 Waisenkinder und 10 Boarders. Die Anzahl der Waisenkinder war zuletzt rückläufig. Grund: Das ghanaische Ministerium für Social Welfare forciert die Rückführung von Waisenkindern in Familienverbände, wo immer möglich. Andererseits bittet aber die regional zuständige Behörde bei NABI Ghana um die Aufnahme von weiteren Kindern. Die Anzahl Waisen wird also wieder steigen.
Gute Nachrichten gibt es zum Schulbetrieb. Die Ghana Association of Private Schools, ein Bereich des Ministry of Education, hat eine Überprüfung der nichtstaatlichen Schulen (NGO’s) im Fanteakwa District, zu dem auch Begoro gehört, durchgeführt. NABI wurde als Zweitbeste von insgesamt 35 Schulen bewertet. Kriterien waren Schulräume, Unterrichtsstruktur, Lernmittel, Hygiene (u.a Toiletten) Essen und Essraum.
Nach allen bisher umgesetzten Projekten zur Verbesserung der Lebensqualität der Kinder (u.a. Brunnen, Elektrifizierung, Toiletten, Küche, Essraum etc.) hat die Weiterentwicklung der Schule weiter Priorität. Maßnahmen dazu während unseres Aufenthaltes:
– Ersatz einer weiteren halbhohen Holztrennwand von zwei Klassenzimmern im 1. Stock durch eine geschlossene Mauerwand zur Lärmberuhigung
– Schreinern von 50 neuen Schultischen und -bänken für die Klassen 1 – 6
– Einbau einer neuen Wandtafel in Klasse 4
– Beschaffung von Arbeitsbüchern (mit Erklärungs- und Fragekapiteln angelehnt an die Lehrbücher) für die oberen Schulklassen.
Bei allen Projektausgaben für Nabi kommt noch ein wesentlicher Aspekt hinzu: In der sehr armen Region um Begoro unterstützen wir damit auch die lokalen Handwerker und deren Familien. Ein doppelter Gewinn durch unsere Hilfe vor Ort.
Zur Erweiterung des Unterrichts und zur Selbsthilfe haben wir in Koforidua eine neue mechanische Nähmaschine „Modell Singer Butterfly“ mit dem notwendigen Nähzubehör und Stoffen beschafft. Eine Lehrerin, Madam Salina, hat die notwendigen Kenntnisse und gibt den Jugendlichen praktischen Unterricht. Sie bekommen damit einen Einblick in das Schneiderhandwerk als mögliche spätere Tätigkeit und können zudem auch Näharbeiten, z.B. Schuluniformen, Kleidung etc. selbst erledigen.
Ebenfalls zur Unterrichtsergänzung hatten wir eine DVD-Serie „Planet Earth“ mitgenommen. Ein Beamer, von Freunden gesponsert, ist seit dem letzten Besuch bereits vorhanden. Die Kinder waren begeistert und jeden Morgen kam schon die Frage: „Can we have video today evening“.
Bei den Toiletten waren Umbau und Renovierung notwendig. Die Fußböden wurden ausgebessert, die Toilettenschüsseln ersetzt und die Wände gestrichen. Der Vorplatz
– bisher Lehmboden und bei Regen entsprechend weich – wurde abgegraben und mit einer einfachen Betonmischung (Zement, Sand und Kies ) aufgefüllt.
Das Eingangstor zum Waisenhaus- und Schulgelände war an mehreren Stellen gebrochen oder durchgerostet und mußte ersetzt werden. Die Sicherheit der Kinder war nicht mehr gewährleistet.
Bei einigen Geräten (Schaukeln, Rutschen etc.) auf dem Spielplatz waren ebenfalls aus Sicherheitsgründen Schweißarbeiten notwendig.
In den Schlafräumen der Kinder mußten wie immer Betten repariert, Matratzen gekauft und Moskitofenster erneuert werden. Zum Schutz über den Betten hat Nabi vom Hospital Begoro 50 Moskitonetze kostenlos erhalten. Eine der seltenen Hilfeleistungen im Land für das Waisenhaus.
Im Essraum der Kinder wurden Sitzbänke neu gezimmert bzw. teilweise repariert.
Fazit: In den vier Wochen des Aufenthaltes konnten wir viele größere und kleinere Projekte umsetzen. Die Vorausplanung aller Aktivitäten noch in Deutschland hat sich gelohnt. Insgesamt sind wir mit der Entwicklung von Nabi zufrieden. Waisenhaus und Schule sind stabil, den Kindern geht es gut. Alex Dankwa, Gründer und Leiter, macht einen guten Job. Es gibt nicht viele junge Ghanaer, die sich ohne lokale Unterstützung rein ehrenamtlich so für ihr Land einsetzen. Wir unterstützen ihn dabei gerne.
Bild: Lorle und Walter Schulze spenden neue Matratzen für die Kinder