Zum zweiten Mal in diesem Jahr waren wir wieder für fast vier Wochen im Waisenhaus bzw. in der Schule. Die Regenzeit war fast vorüber, während des gesamten Aufenthaltes gab es kaum noch Niederschlag – ein Vorgeschmack auf die bevorstehende Trockenzeit. Tagsüber lagen die Temperaturen bei 35 ° Celsius und darüber.
Der Gesamteindruck vom Projekt war auch diesmal wieder positiv. Grundstück, Kinder- und Schulgebäude werden gut saubergehalten. Die Schlafräume sind sehr ordentlich, alle Betten mit Moskitonetzen bestückt. Bei den Toiletten waren größere Reparaturen an den Türen notwendig. Die Türrahmen waren zum Teil gebrochen. Die Müllsituation ist nach wie vor problematisch, der Aushub einer größeren Grube für die Verbrennung war notwendig. Vorschul- und Schulbetrieb funktionieren sehr gut. Die Fluktuation bei den Lehrkräften ist zurückgegangen.
Zur Unterstützung der Kinder sind zur Zeit vier Langzeitfreiwillige, je zwei Jungs und Mädchen aus Deutschland, bis Juli 2019 im Projekt.
Erstmals sind zwei Freiwillige der Organisation „World Wide Volunteers“, Sitz Friedrichshafen, darunter. Freiwilligendienste über ein Jahr werden von der Bundesrepublik Deutschland mit dem Programm „Weltwärts“ erheblich gefördert.
Den Kindern geht es gut. Die Zeit mit ihnen, das gemeinsame Essen, die Bilderabende, Freizeitaktivitäten, Schulvorbereitung etc. ist für uns bei jedem Besuch das Wichtigste. Sie sind dafür sehr dankbar. Die Anzahl der im Heim lebenden ist mit 35 leicht rückläufig, wird aber wieder nach oben gehen. Leichtere Malariafälle gibt es fast wöchentlich, schwere Fälle oder andere Krankheiten gab es seit dem letzten Besuch im Februar nicht. Die Krankenversicherungskarten wurden jetzt wieder alle überprüft und erneuert, soweit notwendig.
Wie jedesmal hatten wir wieder ca. 140 KG an Sachspenden dabei, im Wesentlichen Kinderkleidung, Schuhe, Schulmaterial und Medikamente bzw. Pflaster. Die Kinder haben die Sachen dringend gebraucht und nochmals großen Dank an alle, die Nabi unterstützen.
Große Fortschritte wurden seit Anfang des Jahres in der Ernährung gemacht. Es gibt jetzt täglich Obst und wöchentlich einmal Fleisch oder Fisch bzw. Gemüse. Möglich wurde dies durch das herausragende Engagement der Familie Schulze aus Neubeuern / Rosenheim. Sowohl persönliche Unterstützung als auch der Ausbau der Patenschaften in ihrem Freundeskreis durch Lorle und Walter Schulze haben neben Markdorf zu einem weiteren Standbein von Nabi im Raum München geführt. Ganz großen Dank !!
Highlight der Reise war diesmal ein Gespräch beim „Ghanaian-German-Centre“ in Accra. Über einen früheren Spiegel-Artikel sind wir auf diese Außenorganisation der „Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)“ aufmerksam geworden. Die wichtigsten Auftraggeber der GIZ sind in erster Linie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie weitere Ministerien wie das Auswärtige Amt, das Bundesumweltministerium und das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Dem Ghanaian German Centre als verlängerter Arm der GIZ kommt u.a. die Aufgabe des Aufbaus und der Förderung von Projektträgern zu. Darüber hinaus ist das Centre in der Bildungsarbeit und Arbeitsvermittlung tätig. Für Nabi besteht evtl. die Chance, über diesen Weg die Schulabgänger in Jobs zu vermitteln bzw. das angedachte Projekt einer berufsschulähnlichen Organisation in der Eastern Region in Ghana zu realisieren. In dem sehr repräsentativen Gebäude des GGC in Accra hatten wir ein mehrstündiges Gespräch mit einem Team von sehr aufgeschlossenen und interessierten Mitarbeitern.
Das geplante Gespräch mit Bettina Landgrafe (Buch: Weisse Nana, mein Leben für Afrika), kam leider aus Zeitgründen nicht zustande. Frau Landgrafe ist Vorsitzende der Organisation „www.Madamfo-Ghana.de“. Madamfo baut aktuell fünf Krankenhäuser in Ghana gleichzeitig.
Die Eigentümer des Grundstückes in Begoro mit den Gebäuden hatten im Sommer eine Mieterhöhung zusammen mit der Forderung nach Vorauszahlung für 10 Jahre angekündigt. Zusammen mit Alex Dankwa, Director Nabi Ghana, hatten wir ein Meeting mit den beiden Brüdern Angwi und Richard Kwakye, Sprecher der Eigentümerfamilie. In den letzten 10 Jahren erfolgte keine Mieterhöhung. Die Familie fordert nun eine angemessene Erhöhung und die Vorauszahlung verbunden mit der Zusage, einen Teil der Mietzahlung in die Dachsanierung der Gebäude zu investieren. Zudem fallen für 10 Jahre keine Mieterhöhungen an. Vertragsvorbereitung läuft.
Für 2019 wurden zwei wesentliche Personalmaßnahmen getroffen. Ab 01. Januar 2019 wird ein Headteacher die Leitung des Schulbetriebes übernehmen. Mr. Emmanuel ist der erste uni-ausgebildete Lehrer bei Nabi und wird neben seiner Leitungsfunktion auch in den Klassen der Junior High School unterrichten. Die Bildungsqualität – unsere Pojektpriorität – wird damit weiter verbessert.
Für alle Themen neben der Schule ist ab 01. Januar 2019 Mary Ampomah zuständig. Mary war bereits früher bei Nabi beschäftigt und ist nach einer einjährigen Auszeit wieder zurück. Wir werden sie auch bei einer geplanten Ausbildung im Management unterstützen.
Die schon länger geplante Anschaffung eines Brotbackofens konnte jetzt dank einer Spende von Rotary, Markdorf umgesetzt werden. Madam Comfort, die Köchin, backt jetzt den kompletten Eigenbedarf zusammen mit den Kindern. Es muß kein Brot mehr von extern gekauft werden, die Kinder bekommen täglich größere Rationen und haben durch die Mithilfe einen weiteren Lerneffekt, ähnlich wie bei der Anschaffung der Nähmaschine im Februar 2018.
Der 2014 ebenfalls mit großer Unterstützung durch Rotary Markdorf gebaute Brunnen funktioniert größtenteils problemlos. Das Wasser sprudelt nach wie vor und hat Trinkqualität. Lediglich an der Pumpe und den Leitungen waren wieder Reparaturen notwendig. Nach etwas mehr als vier Jahren war es jetzt notwendig, den Tank zu reinigen. 12 Männer, ausgestattet mit Seilen und Stangen, waren erforderlich, um den 1000 ltr. – Behälter von der ca. 4 m hohen Plattform zu nehmen. Es ging Gottseidank ohne Unfall ab. Die Leitungen von der Bohrstelle zum Tank waren zwischenzeitlich vom Regen freigewaschen und wurden jetzt alle tiefergelegt, die Tankfilter wurden ersetzt.
Alle Freiwilligenzimmer sind renoviert. Betten und Matratzen wurden erneuert, Tische und Stühle geschreinert. Die Lichtschalter und Steckdosen wurden überprüft und wo notwendig repariert. Die Rückmeldungen der gegenwärtigen Freiwilligen im Projekt zu der Unterbringung sind sehr positiv.
Der Müllplatz hatte sich seit unserem Aufenthalt im Februar 2018 wieder ausgedehnt. Eine größere, ca. 1,50 tiefe Grube wurde ausgehoben um den anfallenden Abfall besser zu verbrennen. Für ein paar Jahre hat Nabi jetzt eine einigermaßen akzeptable Lösung. Plastikmüll wird getrennt und abgeholt.
Ghanaische Kinder schaffen auch das Unmöglichste. Diesmal waren wieder die Toiletten dran. Die Türrahmen waren gebrochen und die Türen mußten erneuert werden, ebenso das Handwaschbecken an der Außenseite, das mit dem Wassertank verbunden ist. Hygiene hat seinen Preis.
Im Bereich des Essraumes sowie in der Kleinkindergruppe wurden Tische, Bänke und Kinderstühlchen erneuert. Trotz aller Erziehungsversuche schlägt das Zerstörungsgen immer wieder zu.
In Accra haben wir das „Christ Faith Foster Home“, ebenfalls ein Waisenhaus mit Schule, besucht. Überraschend für uns war die extrem große Unterstützung aus der Hauptstadt mit Sachspenden (Kleidung, Lebensmittel etc.). Es kommt durchaus vor, das u.a. lebende Rinder oder Ziegen gebracht werden. Fünf Stunden entfernt von Accra in der armen ländlichen Region um Begoro kann Nabi davon nur träumen. Unterstützung aus der Bevölkerung ist sehr selten. Alex Dankwa wird versuchen, die Zusammenarbeit mit CFFH zu intensivieren.
Wir möchten uns nochmals bei allen, die Nabi im abgelaufenen Jahr unterstützt haben, bedanken. Es war auch 2018 wieder möglich, die Lebensqualität der Kinder weiter zu verbessern und ihnen die Chance auf eine bessere Zukunft zu geben. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit dieser großen Unterstützung das Projekt auch 2019 halten können.
Sechs Jugendliche, vier Mädchen und zwei Jungs aus dem Waisenhaus, konnten in den letzten Jahren mit Stipendien für die weiterführende Schule „Senior High School“ ausgestattet werden. Die SHS ist die Voraussetzung für ein Studium an der Uni oder College. Zwei Jungs und ein Mädchen haben jetzt erfolgreich abgeschlossen und die Chancen für ein Bachelor Studium an der Universität in Koforidua stehen nicht schlecht. Alleine dies ist bereits die Arbeit für die Kinder wert. Wir sind stolz auf diese jungen Leute. Sie haben die Chance auf ein besseres Leben erhalten und genutzt.
Education is the most powerful weapon we can use to change the world (Nelson Mandela)
Bild: Meeting Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Accra 05.11.18