Bei Doris sind die Arbeitstage zwischenzeitlich weitgehend strukturiert und organisiert. Die täglichen Ereignisse erfordern jedoch auch immer wieder viel Flexibilität und Improvisation. Fast täglich sind Kinder krank und brauchen Pflege und Versorgung.

Unter der Woche beginnt der Tag gegen 05:30 Uhr. Es wird gerade langsam hell. Die Luft ist noch recht frisch. Die größeren Jungs holen Wasser fuer die Küche und Morgenwäsche. In der Küche laufen die Vorbereitungen für das Frühstück. Der asphaltierte Bereich des Compounds wird von den Mädchen gekehrt, auf den restlichen Flächen wird Müll aufgelesen.

Doris hilft beim Duschen der Kleinen. Im Freien werden sie mit dem kalten Brunnenwasser übergossen, seifen sich dann von Kopf bis Fuß ein und werden bibbernd wieder kalt abgeduscht. Für die größeren Kinder und uns gibt es einen Waschraum.

Ab 07:00 Uhr kommen die ersten Kinder von außerhalb, alle in einer grün-weißen Schuluniform. Die ganz Kleinen bringen allerdings ihre Spielkleidung in ihren Rucksäckchen mit und werden dann umgezogen. Nachmittags, vor dem Abholen, wird dann wieder in die Schuluniform gewechselt.

Das Frühstück für die Waisenhauskinder und uns gibt es um 07:30 Uhr. Wir essen alle das Gleiche, abwechselnd Ricewater oder Maisporridge. Dazu gibt es ein kleines Stueck Weißbrot. Die Kinder halten uns schon Plätze an ihren Tischen frei, da von unserem Frühstück immer etwas für sie abfällt.

Um 08:00 Uhr folgt dann die Morgen-Assembly. Alle Kinder versammeln sich auf dem Platz zwischen den beiden Gebäuden und stellen sich nach Klassen geordnet auf. Einer der Lehrer begrüßt jeweils und gibt die täglichen Instruktionen. Oft geht es um Schul- oder Essensgeld, das von den Eltern nicht bezahlt wird. Ansonsten steht Disziplin im Vordergrund. Leider werden Kinder vor allen anderen Anwesenden dabei auch für Fehlverhalten hart bestraft.
Abchließend wird die Nationalhymne gesungen und die Kinder marschieren in der Reihenfolge der Klassenstufe in ihre Klassenzimmer. Der Unterricht beginnt. Doris konzentriert sich auf die Kleinen und unterstützt die Lehrerinnen in den drei Vorschulklassen.

Der Vormittagsunterricht endet 12:30 Uhr. Dann gibt es Mittagessen für alle, inkl. der Externen. In unserer Küche stehen wir dann Schlange und Madam Erika gibt die Portionen aus. Es gibt abwechselnd Reis oder Banku (Maismehlteig), beides mit scharfen Saucen.

Nachmittags beginnt der Unterricht wieder um 13:15 Uhr und endet um 15:30 Uhr. Die Externen gehen dann nach Hause bzw. die Kleinen werden abgeholt. Unsere Kinder haben jetzt Zeit zum Spielen und etwas auszuspannen. Um 17:30 Uhr gibt es Abendessen, meistens Reis oder Yam (Kartoffelart) mit Stew. Danach wollen viele der Kleinen schon Hausaufgaben machen und bitten um Hilfe oder suchen einfach etwas Ruhe, Geborgenheit und Nähe.
Die meisten warten aber bis zur offiziellen Prep-Time von 19:00 Uhr bis 20:30 Uhr. Wir sind dann auch in den Klassenzimmern dabei und helfen.

Die täglich anfallenden Aufgaben im Waisenhaus bzw. in der Schule inkl. Latrinenreinigung, Geschirrspülen, Putzen, Waschen der Kinderkleidung, Krankenhausgänge mit den Kindern etc. teilt sich Doris mit vier weiteren Freiwilligen, zwei Mädchen aus Deutschland, einer Italienerin und einer Litauerin. Meistens Abiturientinnen, die von Freiwilligenorganisationen entsendet wurden.

Mein Tagesablauf ist chaotischer. Ich bin mittlerweile vom Volunteer zum Co-Director des Orphanages und zum Co-Headmaster (Schulleiter) aufgestiegen. Mit anderen Worten: Ich bin Mädchen für Alles und jeder lädt seine Probleme bei mir ab. Ich kümmere mich um die Umsetzung der Projekte, plane und organisiere Handwerker und sonstige Aktivitäten inkl. Einkäufe, setze Meetings an, erledige das Follow up usw. usw…….
Dazwischen gebe ich Englischunterricht in den oberen Klassen und Sport – bei diesen Temperaturen eine wahre Freude.

Eine Übersicht über unsere Projekte kommt dann im nächsten Blog.

Sonnenuntergang ist gegen 18:30 Uhr und es wird dunkel im Waisenhaus. Für die Prep behelfen wir uns mit Notlicht und Taschenlampen. Das Elektrifizierungsprojekt läuft aber auf Hochtouren und ich kann wahrscheinlich bald den erfolgreichen Abschluss melden – auch in Rekordzeit.

Meistens liegen wir gegen 21:00 Uhr im Bett. Ich habe an den vier Ecken Latten hochgenagelt und darueber hängt unser großes Mosquitonetz wie ein Baldachin. Darunter fühlen wir uns vor den Angriffen der A-Mücke sicher.

Ursprünglich hatten wir uns für die eigentlich vertraglich freien Wochenenden Reiseaktivitäten vorgenommen. Überwiegend sind wir jedoch im Waisenhaus und für die Kinder da. Auf dem Programm stehen dann kleinere Ausflüge oder Spieleaktivitaeten.

Doris unterstützt samstags auch noch beim Kleiderwaschen und Reinigen der Schuhe für den sonntäglichen Kirchgang. Da putzen sich alle heraus.

Für Übermorgen, Samstag, planen wir ein Omelettfrühstück. Das bekommen die Kinder sonst nie. Über hundert Eier werden eingekauft und ausreichend Brot. Wenn es so ein Festessen gibt, sprechen die Kinder von Party. Die Vorfreude ist schon riesengroß.

Bild: Tägliches Sauberhalten des Compounds